#310 K wie KIRCHE – Kommentar: Es wurde noch schlimmer – Kirchenstatistik 2022 (Videocast, 29.06.2023)

#310 K wie KIRCHE – Kommentar: Es wurde noch schlimmer – Kirchenstatistik 2022 (Videocast, 29.06.2023)

Oliver Kelch mit einen Kommentar.

Da sind sie wieder. Die Zahlen, die die katholische Kirche vermutlich lieber nicht veröffentlichen würde.  So viele Menschen wie noch nie zuvor haben der katholischen Kirche im vergangenen Jahr die Tür vor der Nase zugeschlagen. Sie wollen mit der Kirche nichts mehr zu tun haben.

Wir reden von mehr als einer halben Million Katholiken, die 2022 den Austritt aus der Katholischen Kirche erklärt haben. Bei der evangelischen Kirche sieht es auch nicht wirklich besser aus.

Blickt man auf die Statistik, zeigt es eines ganz klar. Die Senioren bleiben – die haben vermutlich keine Lust, sich noch auf den Weg zum Amtsgericht zu machen. Aber vor allem die, die zwischen 20 und 60 sind, verlassen die Kirche in Scharen – nicht verwunderlich. Diese Zielgruppe sieht man eh nicht mehr in den Gottesdiensten. Die Messen sind sehr oft altbacken, staubig und nicht nachvollziehbar. Oder Stichwort LGBTQ und co., oder Missbrauchsaufarbeitung. Und bei vielen ist auch die Kirchensteuer ein Grund. Bei einer Inflation braucht man jeden Cent, da kann man das mit der Kirche sich schon mal sparen.

Um das Rad herum zu reißen, müssen Die Bischöfe ernst machen mit den seit Jahren angedachten Veränderungen.  Die nun wieder typischen „Es ist so dramatisch-Floskeln“, die wir überall hören, will keiner mehr hören. Resignation macht sich breit und vielleicht auch die Denke, dass ja irgendwann der Abwärtstrend automatisch enden wird…

Da wird die Kirche aber lange warten dürfen. Schon jetzt kann man davon ausgehen, dass auch im kommenden Jahr die Zahlen der Austritte nochmals zunehmen werden, denn: Die Liste der Probleme ist lang: Die Razzia im Erzbistum Köln, die Rückschläge bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, die Diskussionen um die Höhe von Entschädigungszahlungen und die Verweigerung von 4 Bischöfen, den Synodalen Weg finanziell zu unterstützen. All das sind Punkte, die den noch vorhandenen Gäubigen die Haare ausfallen lassen. Und dann ist d aja auch noch die Causa Woelki.

Es muss dringend ein direkter Dialog mit dem Vatikan her. Denn einerseits kommt auch vom Papst und seinen engsten Mitarbeitern Gegenwind, andererseits können viele Reformen nur mit Zustimmung oder wenigstens einer Billigung umgesetzt werden.

Im Bistum Münster versucht man nun, sich die zahlen irgendwie schön zu reden. Mit der Kampagne Kirche ist mehr wird betont, dass es viele gute Dinge durch die katholische Kirche gibt. Bischöfliche Schulen, Kindergärten, Notfallseelsorge, Familienberatungen, Pfadfinder, Jugendgruppen, Taufen, Firmungen, Trauungen, Krankenhäuser und mehr als 60.000 Mitarbeitende.

Es ist sicherlich wichtig, all das zu erwähnen – denn all das steht auf der Kippe! Wenn die Kirchensteuern weiter drastisch zurück gehen. Dann werden Kirchen geschlossen, Senioren und Jugendliche werden keine Pfarrheime mehr zum Austausch finden, Eltern werden ihre Kinder nicht mehr auf sehr gut ausgestattete Schulen schicken können, Kleinkinder werden keinen Kitaplatz bekommen und Patienten werden noch länger auf einen Termin im Krankenhaus warten müssen, da christliche Trägerschaften abgeschafft werden.

Vielleicht sollten es Diakone, Pfarrer und vor allem Bischöfe mal damit versuchen, sich unter das Volk zu mischen. Nicht nur in den Kirchen und Pfarrheimen zu verstecken sondern den offenen Dialog am Menschen zu suchen. Bei den Armen zu sein, den Notleidenden zu helfen, für andere Menschen da zu sein. Das ist das, was ich in der ersten Sitzung zur Ausbilung zum Diakon gelernt habe. Wir werden die Nachfolge Christi, wir müssen zu den Menschen gehen, wir müssen Menschenfischer sein. Und wir müssen Ansprechbar sein. Das nehme ich mir vor nach meiner Weihe – das dauert leider noch bis 2026. Bis dahin hoffe ich, dass es die Kirche in 3 Jahren noch geben wird.

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